von MBA/S Matthias Bauer Associates.
Moderne Architektur trifft auf Hausbau-Basics
Bei diesem Massivhaus treffen zwei Gegensätze zusammen. Zum einen ist es mit seinem exaltierten Habitus und seinen schrillen Fassadenöffnungen eindeutig ein zeitgenössisches Architekturobjekt, zum anderen „funktioniert“ es mit seiner einschaligen, 45 Zentimeter dicken tragenden Konstruktion, die gleichermaßen Wände und Dachschrägen bildet, so wie man sich laienhaft den Hausbau vorstellt.
Ein Haus – ein Material
Während nämlich die Planung einer Außenwand mitunter viele Fachdisziplinen erfordert, um die Anforderungen von Lastabtragung, Aussteifung, Wärmedämmung und Raumklima passabel mit einem aus mehreren Schichten aufgebauten Bauteil zu erfüllen, genügt hier ein einziges Material, das der Gebäudehülle Form und Halt gibt. Der facettierte Baukörper, der wie ein kantig geschliffener Felsen aus einem steilen Nordhang wächst, ist homogen und fugenlos aus einem besonderen Dämmbeton gegossen. Statt Kies wurde Glasschaumschotter als Zuschlag verwendet, zusätzlich enthält die Zementmatrix einen Luftporenanteil von 25 Prozent. Diffusionsoffen sorgt das Material für ein angenehmes Raumklima – so wie man es vielleicht in massiven alten Steinhäusern zu allen Jahreszeiten genießt. Zwei Wandscheiben tragen das Gehäuse, es ist lediglich zweilagig mit Matten bewehrt. Tragwerk und Dämmung bestehen also aus einer Schicht. Das Massivhaus wird auf einer mittleren Ebene erschlossen.
Besonderheit: Geschossebenen
Über zwei Stufen betritt man eine kleine Diele, hinter der sich ein großer Wohnraum auftut. Er öffnet sich gebärdenhaft mit die Geschossebenen überschneidenden, fassadenbündigen Scheiben zum Tal. Ein Glasstreifen im Boden und vor der Südfassade verbindet mit dem Untergeschoss. Ein Kamin trennt Essplatz und Sitzgruppe, die Mahagoni-Treppe – ein an Stahlmaschen abgehängtes filigranes Kunstwerk – definiert, wo die Küche beginnt. Unterm Dach wiederholt sich der loftartige Einraum, der sich einschließlich der in den Boden eingelassenen Badewanne als Erlebnishöhle um seine Nutzer schließt. Im Gartengeschoss geht es strenger zu. Hier liegen zur dunklen Bergseite Bad und Sauna, von der man geschützt ins Freie schlüpfen kann, außerdem drei Zimmer für Kind, Gast und zum Arbeiten.
Pläne und Grundrisse:
Architekt: MBA/S Matthias Bauer Associates
(..) H36 fügt gegossenen Beton und Glas monolithisch zu einem steinernen Kristall mit einem Dach wie ein Gebirge.
Gebäudedaten:
- Standort: Stuttgart
- Anzahl der Bewohner: 4
- Wohnfläche: 277 m²
- Grundstücksgröße: 1.360 m²
- Zusätzliche Nutzfläche: 47 m²
- Bauweise: Dämmbeton
- Heizwärmebedarf: 34 kWh/m2a
- Primärenergiebedarf: 68 kWh/m2a
- Fertigstellung: 01/2014
Fotos:
Dieses Haus ist erschienen in: “Häuser des Jahres 2014”, Callwey Verlag.