Haus mit Hof

von Denzer & Poensgen

Historisch gewachsene Typologie: Denzer und Poensgen entwarfen drei Gebäudeteile, die sich um einen Innenhof gruppieren – dieser bildet das Herzstück des hellen und freundlichen Hauses.

Der Grundriss für die zwei Bewohner entwickelt sich auf einer Ebene: Drei Baukörper sind um einen Hof organisiert, der über eine rustikale Pforte von der Straße aus betreten wird. Der Innenhof ist das Herzstück des neuen Gehöfts. Er ist Eingangsbereich, Verteiler, intimer Aufenthaltsort und Sonnenfänger: Nach Süden ausgerichtet, reflektieren seine weiß verputzten Wände das Licht.

Das Haupthaus wird vom nordöstlichen Gebäudeflügel aus erschlossen. Hier befinden sich Küche, Garderobe und WC – ein Hauswirtschaftsraum ist mit der Garage verbunden.

Offene und geschlossene Räume

Der eher offene Bereich des Hauses mit Küche, Ess- und Wohnraum orientiert sich zum Garten, gen Westen. Das Schlafzimmer mit Ankleide und Badezimmer brachten die Architekten Denzer & Poensgen im südöstlichen Teil des Ensembles unter. Zwei Arbeitszimmer flankieren rechts und links den Eingang. Sie werden über den Innenhof belichtet.

Fassade im wilden Verband

Die drei Baukörper besitzen drei schwarze, mit Kunstschiefer gedeckte Satteldächer. Nach außen wurde die durchgängige Fassade in wildem Verband mit Grauwacke verkleidet: einem braun- bis grün-grau schimmerndem Sandstein mit hohem Feldspat- und Matrixanteil.

Die grob behauenen, unterschiedlich großen und farbigen Steine erzeugen ein lebendiges Bild und lassen die örtliche Baukultur wieder lebendig werden: Der Stein wird in der Eifel abgebaut und wurde früher als Baumaterial verwendet.

Kein Wunder also, dass die Bauherren, die ihr größeres Haus nur schweren Herzens verließen, heute stolz auf ihr neues Zuhause sind, das sich aus der Historie entwickelt hat, sie zitiert und zeitgemäß interpretiert. Zumal sich auch in der Nachbarschaft inzwischen herumgesprochen hat, dass das zur Straße hin fensterlose Haus im Innenram hell und freundlich ist.

Naturpark Hohes Venn-Eifel

Das 1.700 Einwohner zählende Handwerkerdorf Marmagen liegt im deutsch-belgischen Naturpark Hohes Venn-Eifel. Ursprünglich war es geprägt von Gehöften mit Wohn-, Stall- und Scheunengebäuden.

Obwohl die alten Strukturen aus dem einst identitätsstiftenden Ortsbild verschwinden, nahmen die Architekten die Typologie des Vierkanthofs wieder auf. So entstand ein in die Umgebung passendes, praktikables und altengerechtes Wohnhaus.

Gebäudedaten

  • Standort: Nettersheim-Marmagen
  • Anzahl der Bewohner: 2
  • Wohnfläche: 126 m²
  • Grundstücksgröße: 1.150 m²
  • zusätzliche Nutzfläche: 43 m² Innenhof + 42 m² Haustechnik und Garage
  • Bauweise: massiv, dreischaliges, nicht hinterlüftetes Mauerwerk
  • Energiestandard: EnEV 2009
  • Baukosten: 415.000 EUR
  • Fertigstellung: 2016

Fotos: Rainer Mader Fotografie, Schleiden

Dieses Haus ist erschienen in: „Häuser des Jahres 2017“, Callwey Verlag