Kolumne Wohnen: Treppen, Garderoben und Gästetoiletten (5)

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Nicht zu unterschätzen: die sekundären Bereiche, wie...
Andreas Vetter Kolumne sekundaere Bereiche gestalten
...Treppen, Garderoben und Gästetoiletten im Einfamilienhaus

Unabdingbare kleine Helfer

Man sollte sie nicht unterschätzen, die sogenannten ‚sekundären Bereiche’, denn welcher gelebte Hausorganismus kommt schon aus ohne die dienenden Funktionen. Sie werden im Grundriss gleichsam als notwendiges Übel mitgeschleppt und enervieren den Architekten, der am liebsten in großzügigen Raumzusammenhängen plant und alles andere schätzt als kleinteilige Geschossdispositionen und widerspenstige Vertikalverbindungen. Außerdem verschlucken sie – so denkt der Bauherr anfangs – dort nur teure Wohnfläche und erzeugen durch ihre Installationen und den Einbau zusätzliche Kosten, diese Treppen, Garderoben oder Gästetoiletten.

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Diese Bereiche richtig zu nutzen und zu gestalten, regt die Kreativität an
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Gute Wohnarchitektur impliziert die souveräne Gestaltung der sekundären Bereiche

Gute Wohnarchitektur – souveräne Versorgung

Dennoch möchte und kann keiner auf sie verzichten. Auf die Treppe schon gar nicht, und selbst die funktionale Nische für Mäntel und Schuhe erhöht den Nutzwert des Hauses enorm, vor allem bei vielen oder kleinen, tendenziell unordentlichen Bewohnern. Außerdem geben sie dem individuellen Plan mitunter gerade die richtige Würze, da sie als fordernde Parameter die Kreativität anregen. Was braucht es, um die abgestellten Schuhe und diverse alte Schirme im ästhetisch durchkomponierten Eingangsbereich unsichtbar zu machen? Wie gelingt es, das Gäste-WC diskret abzusondern? Welche Qualitäten kann eine interne Treppe zusätzlich für das Wohnen generieren? Gute Wohnarchitektur erkennt man genau daran – an der souveränen Versorgung jener sekundären Leistungen des Hauses.

Über den Autor Andreas K. Vetter:

Nach dem Studium der Rechtswissenschaft und Kunstgeschichte in seiner Heimatstadt Tübingen, in Wien, Karlsruhe und Heidelberg arbeitete der Autor zuerst als Kurator für die Bildenden Künste und Architektur in Stuttgart und wechselte dann in die Bildung. Seit 2008 lehrt er Kunst- und Kulturgeschichte an der Hochschule OWL in Detmold. Für Callwey entstanden in den letzten Jahren mehrere Publikationen zu Wohnarchitektur und Innenarchitektur, zuletzt der Kreativatlas „Raumideen„.

Alle Folgen der Kolumne TOUR DE HAUS:

Ko­lum­ne Woh­nen: Emp­fangsbe­rei­che (4)

Ko­lum­ne Woh­nen: Ein­gang (3)

Ko­lum­ne Woh­nen: Ga­ra­ge (2)

Ko­lum­ne Woh­nen: Tour de Haus (1)