Bewohnbare Skulptur: Haus 11 x 11

von Titus Bernhard Architekten

In seiner äußeren Erscheinung kompakt, in der Materialanmutung homogen: Das Haus 11 x 11 von Titus Bernhard Architekten schafft die größtmögliche Nutzfläche – mit sparsamer Hüllfläche. Die Fassade bildet gleichzeitig die innere Organisation ab.

Bewohnbares Icons

Die Auftraggeber – eine Familie mit zwei Kindern – arbeiten in der Kommunikationsbranche. Sie verstehen ihr Haus als Icon, als zeichenhaftes Manifest für etwas Neues.

Die Außenwände bestehen aus einer Konstruktion aus Stahlbeton und Holz sowie einem vorfabrizierten Dach aus OSB-Holzplatten, das auf den Gratbalken aufliegt. Als äußere Hülle liegt darüber eine mehrschichtige schwarze Flüssigabdichtung.

Als sichtbarer Abschluss des Baukörpers folgt eine hochkant stehende Lattung aus farbig lasierter Douglasie im Abstand von 4 Zentimetern oder dreimal 4 Zentimetern, wobei jedes zweite Holz ausgespart wird. Die Leisten sind ohne Konterlattung auf 3.500 sondergefertigte Alublöcke geschraubt.

Ein Haus wie ein Regenschirm

Der Vorteil dieser Ausführung ist, dass in den senkrecht zu Dachgefälle und Wänden ausgerichteten Lamellen weder Laub noch Schmutz haften bleiben, die Entwässerung bei Regen und Schnee funktioniert so simpel wie bei einem Schirm. Durch die Schraffur entsteht ein ausgeprägt grafischer Charakter, den die unterschiedlich dichten, sehr präzisen Abstände der Lamellen noch betonen.

Die Holzfenster sind exakt in diese Geometrie eingebunden, sie überspielen die Haus- und Dachkanten, was den Baukörper größer wirken lässt und innenräumlich für attraktive Ausblicke und guten Lichteinfall sorgt.

Funktion eines ‚Icons‘: Hoher Wiedererkennungswert, konsequente Umsetzung einer reduzierten Holzkonstruktion über alle fünf Fassaden, Präzision.

Niedrigenergiehaus mit Zeichencharakter

Bis auf einen eingestellten Block für Garderobe, Gäste-WC und Speisekammer ist das Grundriss-Karree im Erdgeschoss völlig offen und von Blickbeziehungen durchzogen. Die Treppe nach oben führt durch eine breite Deckenaussparung, sodass sich bis unters Dach eine galerieartige Vertikalbeziehung ergibt. Sie wiederholt sich noch einmal im oberen Flur und im Elternschlafzimmer; dort begleitet in Bankhöhe eine vitrinenartige Verglasung die beiden Außenwände, sodass eine schmale Sichtverbindung entsteht. Selbst aus der Badewanne kann man durch ein Fenster in das Treppenhaus sehen. Das Haus ist auf Niedrigenergiestandard KfW 40 ausgelegt.

Gebäudedaten

  • Standort: Wörthsee
  • Grundstücksgröße: 1300 m2
  • Wohnfläche: 182 m2
  • Zusätzliche Nutzfläche: 99 m2
  • Anzahl der Bewohner: 4
  • Bauweise: massiv, Stahlbeton
  • Heizwärmebedarf: 29,73 kW/m2a
  • Primärenergiebedarf: 54 kWh/m2a
  • Fertigstellung: 2011

Fotos: Jens WeberOrla Connolly, München

Dieses Haus ist erschienen in: “Häuser des Jahres 2012”, Callwey Verlag.