Zwei, drei, eins

von Pavol Mikolajcak

Die Erweiterung des Felderhof Villanders in Südtirol bestätigt, dass die Partnerschaft zwischen Bauherr und Architekt einer guten Ehe gleicht. Der Bauherr ist in diesem Fall ein junger Mann aus der Möbelbranche, vertraut mit anspruchsvollen Innenausbauten. Er kaufte das für das Eisacktal typische Ensemble aus zwei gleichartigen Baukörpern, die leicht versetzt in den Hang gebaut sind. Das mit steinbeschwerten Holzschindeln gedeckte Wohnhaus und der Stadel mit steilem Strohdach waren in nahezu ursprünglichem Zustand erhalten.

Denkmalgeschützter Bestand

Anstatt umzubauen, lebte sich der Bauherr zunächst ein – und ließ sich Zeit für die Entscheidung, im Stall wieder Tiere zu beherbergen und im Haus für zeitgemäßen Wohnkomfort zu sorgen. Mit dem Architekten Pavol Mikolajcak aus Bozen waren bereits andere Projekte erfolgreich verlaufen. Gemeinsam machten die beiden sich daher auf die Suche nach einer baulichen Lösung, die den denkmalgeschützten Bestand nicht durch eine dritte Kubatur stört und trotzdem eine räumlich funktionierende Beziehung mit dem Paar eingeht.

Es war grundlegend, eine starke räumliche und funktionelle Verbindung des neuen Hausteils mit dem Bestand herzustellen.

Die Topografie des Grundstücks bot an, die neuen Bereiche teilweise unterirdisch anzuordnen. Im nach Westen ansteigenden Gelände wurde der langgestreckte, polygonale Neubau so angelegt, dass er unterhalb des Geländeverlaufs an das Wohngeschoss des Bestands anschließt. Er verbindet Alt und Neu. Hangseitig verschwinden seine zwei Geschosse in der Berglandschaft – nur zwei bündig in die Wiese eingebettete Oberlichter verweisen auf den ausgebauten Untergrund.

Starke Geste

Nach Süden tritt das Gebäude mit einer starken Geste zutage: Eine lange Glasfront, gefasst durch einen umlaufenden Betonrahmen, öffnet sich wie ein Riss im Hang ins Tal. Mit spektakulärem Blick auf die Dolomiten.

Innenräumlich geht es ebenso spektakulär zu: Die Räume haben großzügige Höhen und sind dank der Oberlichter lichtdurchflutet. Verbunden werden die beiden konträren Häuser über einen Treppenraum, der Alt- und Neubau sowie Technik- und Garagengeschoss mit der Wohnebene verzahnt. Hier treffen außerdem alle verwendeten Materialien aufeinander: Naturstein, Sichtbeton, Stahl und Holz.

Gebäudedaten

Standort: Villanders, Italien
Bauweise: Massivbau, Innenausbau Holz
Baukosten: 670.000 Euro
Energiestandard: Klimahaus B
Zusätzliche Nutzfläche: 200 m²
Fertigstellung: 2016

Anzahl der Bewohner: 3
Wohnfläche: 200 m²
Grundstücksgröße: 5.000 m²

Fotos: Oskar Dariz, Bozen www.dariz.com

Dieses Haus ist erschienen in: „Häuser des Jahres 2017“, Callwey Verlag.