Stadthaus in Luxemburg-Stadt

von Denzer & Poensgen.

Der Lageplan verrät es: Nachbarn ringsum! Das Stadthaus in der westlichen Stadtrandlage Luxemburgs wird so zwar vor Verkehrslärm
geschützt, auf einem Hammergrundstück in der zweiten Reihe ist das schmale Passepartout seiner verbleibenden Freiflächen aber allen Einblicken ausgesetzt.

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Lageplan

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Grundriss Erdgeschoss

Die Größe des nur eingeschossig genehmigten Gebäudes entspricht den Häusern der Umgebung. Das große Raumprogramm war deshalb nur durch ein komplettes Geschoss unterhalb des Geländeniveaus möglich. Die dazu nötigen Innenhöfe kommen gleichzeitig einer introvertierten, fast hermetischen Bauweise zugute, die das Haus jeder Neugierde von außen entzieht.

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Grundriss Untergeschoss

Zum bestimmenden Thema wurde deshalb die Lichtführung. Durch den zurückgesetzten Eingang in der fensterlosen Südfront betritt man das Gebäude, empfangen durch ein lichtdurchflutetes Atrium, das die räumliche Mitte bildet. Das Licht führt durch das Haus entlang dieses als Steingarten angelegten Innenhofs. Das Material der Wände und Böden entspricht den Außenmauern: Gilsdorfer Sandstein, das ortstypische Material. Außen wird er roh und unbehandelt verwendet, innen geschliffen und veredelt. Die Erschließung erinnert an die Typologie des Kreuzgangs. Büro, Schlafraum und Bad an der Westseite, im Norden der Wohnraum, der durch eine Kaminwand vom Essplatz mit offener Küche abgetrennt wird. Himmelsrichtungen spielen dabei weniger eine Rolle, da mit wenigen Ausnahmen die Belichtung indirekt über das Atrium, zwei weitere Innenhöfe und ein langes Oberlicht erfolgt. Garage und Nebenräume sind ebenfalls in das oblonge Hausgeviert einbezogen.

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Längsschnitt

Die Öffnungen bringen Tageslicht bis auf die darunter liegende Ebene. Eine große einläufige Treppe entlang des Atriums führt ins Untergeschoss. Hier wartet ein großer Wellnessbereich mit Sauna, Dampfbad, Turngeräten und Ruhezone, angelegt um den bis in die Tiefe reichenden Lichthof des Wohnraums. Ein besonderer Ort ist die unterhalb des Oberlicht-Luftraums eingerichtete Weinbar. Dieser Bereich wird durch das von Süden ankommende Streiflicht erhellt. Ein Gästezimmer erhält Licht durch den kleinen Hof, dem man schon neben dem oberen Schlafraum begegnet ist. Selbst die Flure im Untergeschoss führen ins Helle, sodass kein Eindruck des Eingeschlossenseins entsteht. Man muss sich erst daran erinnern, dass man sich unter der Erde
befindet.

Das Haus als „Stadtbaustein“ mit „öffentlichen und privaten“ Bereichen, Innen- und Außenräumen, hellen und dunklen Zonen versteht sich als Analogie zu einer Idealstadt.

Pläne:


Architekt: Denzer & Poensgen

Vom hellen Licht zum Schatten, ein Rhythmus.“

(Le Corbusier aus „Ein Ausblick auf eine Architektur“, 1922)

Gebäudedaten:

  • Standort: Bereldange, Luxembourg
  • Wohnfläche: 440 m²
  • Grundstücksgröße: 1.162 m²
  • Zusätzliche Nutzfläche: 175 m²
  • Bauweise: Koventionelle zweischalige Bauweise
  • Fertigstellung: 09/2012

Fotos:

Rainer Mader Fotografie

Dieses Haus ist erschienen in: “Häuser des Jahres 2013”, Callwey Verlag.