Vertikales Raumwunder

von Jo Franzke Generalplaner

Das Frankfurter Nordend gehört zu den begehrtesten Wohnlagen der Stadt. Auf 131 Quadratmetern entwarfen Jo. Franzke Generalplaner ein vertikales Raumwunder. 

Stadthaus auf begehrtem Grundstück

Bei dem Entwurf galt es, höchste Qualität auf engstem Raum zu entwickeln: Aufgrund nachbarschaftlicher Einwände durfte der fünfgeschossige Neubau nur acht Meter in die Tiefe reichen. Dies führte dazu, dass die unterschiedlichen Wohnbereiche jeweils auf einer Ebene konzentriert wurden.

Klassische Fassadengliederung

Der Eingang, an der Fassade durch einen Steinwinkel geschützt, liegt an der linken Flanke des Gebäudes. Sonst zeigt sich die Fassade aus präzise gefügtem Jurakalksandstein beinahe abweisend. Die Steinverkleidung setzt sich fort über Tür und Tor und gibt dem Anwesen etwas Hermetisches.

Die massive Front ist durch schlanke, oblonge Fenster symmetrisch gegliedert, sie wird mittig von einem über vier Geschosse reichenden Erker beherrscht. Der kantige, über das Erdgeschoss auskragende Risalit ist auf jeder Ebene durch vier eng stehende Fensterschlitze geöffnet. Ihre nach unten abgeschrägten Solbänke lassen die Fassade leichter wirken und verbessern die Aussicht nach unten.

Die Vertikale ist das beherrschende Motiv

An das Entree grenzt ein kleiner Innenhof zur Gartenseite. Von diesem Vorraum führt eine eigene Treppe ins Untergeschoss zur Einliegerwohnung, die auf der Straßen- und Hofseite über gläserne Bodenflächen belichtet wird. Die Treppe zum Büro im ersten Stock liegt dem Aufzug gegenüber. In den folgenden Geschossen setzen sich die Stufen an der Straßenfassade über dem Eingang fort. Ihre halbe Wendelung, die ein elegant geschwungener Handlauf aus Kirschbaumholz begleitet, betont das auf die Vertikale ausgerichtete Entwurfskonzept.

Das letzte unbebaute Grundstück verlangte eine Entwurfslösung, die auf die geringe Grundstücksgröße reagiert –ohne Dichte zu Enge werden zu lassen.

 

Dachterrasse mit Blick auf Frankfurter Skyline

Zunächst kommt man im zweiten Obergeschoss zur Küche mit Küchenblock und einem großen Esstisch. Von hier reicht der Blick über dem Kamin sechs Meter nach oben, denn die dritte Ebene ist als offene Empore für Bibliothek und Sitzgruppe angelegt. Schlafzimmer und Bad belegen das vierte Obergeschoss, über dem nur noch eine Dachterrasse die unverbaute Sicht über die Dächer des Nordends zur Frankfurter Skyline bietet.

Selbstbewusst nachverdichtet

Das Haus soll einen Beitrag zur selbstbewussten städtischen Nachverdichtung leisten. Der Charakter des Standorts wird durch die den Nachbarhäusern entsprechende Höhenentwicklung gewahrt. Die eigenständige Materialwahl und die reduzierte Formensprache vonJo. Franzke Generalplaner biedern sich aber nicht der gründerzeitlichen Umgebung an, sondern setzen ein deutliches Zeichen zeitgenössischer Architektur.

Gebäudedaten

  • Standort: Frankfurt am Main
  • Grundstücksgröße: 131 m2
  • Wohnfläche: 292,48 m2
  • Anzahl der Bewohner: 2
  • Bauweise: massiv (Stahlbeton)
  • Heizwärmebedarf: 43,12 kW/m2a
  • Primärenergiebedarf: 79,89 kW/m2a
  • Baukosten: 2,72 Mio. Euro
  • Baukosten je mWohnfläche: ca. 8.900 Euro
  • Fertigstellung: 2009

Fotos: Christian Richters, Münster

Dieses Haus ist erschienen in: “Häuser des Jahres 2012”, Callwey Verlag.