von Titus Bernhard Architekten.
Villa mit besonderem Wohnerlebnis
Eine Villa ist heute kein besonders stattliches Haus mit hierarchischem Grundriss mehr, auch Zimmer für Köchin, Kindermädchen, Chauffeur und Gärtner braucht kaum jemand. Im Unterschied zu einem gängigen Einfamilienhaus lässt sich aber in einer Villa ein besonderes Wohnerlebnis verwirklichen.
Ein dialektischer Bau-Prozess
Ausgehend vom Vokabular der klassischen Moderne haben die Architekten die Bauaufgabe „phänomenologisch“ gelöst, das heißt, sie reagierten in einem dialektischen Prozess auf die konkreten Herausforderungen der Situation. Das Haus besitzt also keine konventionelle Kubatur, die von einem Steildach abgeschlossen und irgendwie auf das Grundstück gestellt wird, sondern es setzt sich als freier Baukörper mit der Topografie auseinander, was die Qualität der inneren Wegeführung erklärt.
Massivhaus am Nordhang
Eine besondere Schwierigkeit bot der Nordhang, der über zwei Geschosse überwunden werden musste, um die annähernd horizontale Gartenebene zu erreichen. Daraus entstand das Leitmotiv des sich in gegenläufigen Winkeln den Hang hochstaffelnden Hauses. Die tragenden Wände sind aus Stahlbeton, der außen an den Decken ablesbar bleibt und das sicher Lagernde des Bauwerks betont. Die raue Bruchsteinverkleidung mit ihren unregelmäßig gestoßenen Riemchen wirkt wie lose geschichtet, die minimalen Fugen bleiben offen, als handle
es sich um eine Gartenmauer. Diese Steinfassade reicht stellenweise bis in den Innenraum, was die Verbindung zum Garten betont und einen reizvollen Gegensatz zur strengen weißen Geometrie der Innenwände bildet.
Kalkulierte Lichtführung sorgt für Licht und Schatten
Die Organisation des Hauses gliedert sich trotz der komplexen Raumfolgen in klar ablesbare Zonen, die zunächst von additiven Grundmodulen von 7,80 auf 7,80 Metern ausgehen. Der Lichtführung kommt eine besondere Bedeutung zu. Seitenlicht von Süden und Westen sowie Oberlichter auf den Nord- und Osttrakten sorgen kalkuliert für diffuses Licht und Schatten. Die filigranen dunklen Fensterprofile, die die großzügigen Glasscheiben einfassen, bilden einen grafischen Kontrapunkt zur ruhenden Schwere des massiven Baukörpers.
Pläne und Grundrisse Massivhaus:
Architekt: Titus Bernhard Architekten
Es entsteht eine Durchgängigkeit in der Formen- und Material-sprache, bei der die Grenze zwischen innen und außen, privat und öffentlich kaum mehr wahrnehmbar wird.
Gebäudedaten:
- Standort: München
- Grundstücksgröße: 3.320 m2
- Wohnfläche: 821 m2
- Zusätzliche Nutzfläche: 216 m2
- Anzahl der Bewohner: 4 + Gäste
- Bauweise: massiv
- Fertigstellung: 2009
Fotos:
Jens Weber & Orla Connolly, München
Dieses Haus ist erschienen in: “Häuser des Jahres 2011”, Callwey Verlag.