von Stocker Dewes Architekten BDA.
Ein Haus mitten im Wald
Das Energiesparhaus steht auf einem Grundstück am Ende eines Tals, ringsum von dichtem Wald gesäumt. Zuvor wurde es als Pferdestall genutzt. Die alten Bestandfotos zeigen kein Haus, das romantische Assoziationen entstehen ließe – abgesehen von einem Dachreiter mit einem Wetterhahn. Verputzte Außenwände umschreiben ein langes Rechteck, darüber ein Ziegeldach mit Überstand, Scheunentore und eine Reihe hoch liegender Stallfenster – keine attraktiven Merkmale, die man sofort in ein Wohngebäude übersetzen würde. Das Architektenpaar, das sich hier Büro und Wohnung eingerichtet hat, gab dem gesichtslosen Haus durch eine neue Fassade eine Identität.
Passivhaus mit begrüntem Satteldach
Die geschlossenen, mit Zellulose auf Passivhausstandard gedämmten Außenwände sind mit schwarz geflämmtem Tannenholz verkleidet, was den Bäumen der Waldumgebung nahe kommt. Mit Blättern und Nadeln korrespondiert die intensiv begrünte Fläche des neuen Satteldachs. Die kleinen Öffnungen des Stalls wurden teilweise zu weiß umrahmten Fensterluken aufgewertet, am ehemaligen Futtergang – jetzt der über die gesamte Hauslänge reichende Flur – sind sie zu türhohen Einschnitten vergrößert. Zusätzlich bringen große fassadenbündige Fenster und eine vitrinenartige Festverglasung Licht und Ausblick.
Wohnen und Arbeiten im ehemaligen Stall
Die Innenflächen sind zu zwei Fünfteln dem Architekturbüro, zu drei Fünfteln dem Wohnen gewidmet. An beiden Giebelseiten gibt es einen Raum, der bis unter das Dach reicht, dazwischen ragt jeweils eine schalungsraue Betondecke als Galerie. Dort, wo gearbeitet wird, führt eine gerade Treppe vor einer mit geseiften Eichenriemchen verkleideten Trennwand nach oben, im Wohnraum winkeln sich die Stufen um einen aus Backsteinen gemauerten Kaminblock. Unter dem gewachsten Anhydritestrich im Erdgeschoss verbirgt sich eine mit Flüssiggas betriebene Fußbodenheizung, im Obergeschoss bleibt die geglättete Stahlbetondecke unveredelt. Feste Einbauten aus Siebdruckplatten oder Eichenholz definieren Orte, so den Essplatz mit einer Bank – das spart herumstehende Möbel. Die Schlafräume sind durch kastenartige Schrankwände kompakt organisiert. Licht kommt zusätzlich durch Dachflächenfenster.
Pläne und Grundrisse Passivhaus:
Architekt: Stocker Dewes Architekten BDA
Von außen eins sein mit der Natur, innen ein einziges Raumkontinuum.
Gebäudedaten:
- Standort: Freiburg
- Anzahl der Bewohner: 3
- Wohnfläche: 180 m²
- Grundstücksgröße: 850 m²
- Zusätzliche Nutzfläche: 130 m2
- Bauweise: Mauerwerk
- Baukosten: 500.000 EUR
- Heizwärmebedarf: 15 kWh/m2a
- Primärenergiebedarf: 120 kWh/m2a
- Energiestandard: Passivhaus
- Fertigstellung: 10/2012
Fotos:
Yohan Zerdoun Architectural Photography, Freiburg
Dieses Haus ist erschienen in: “Häuser des Jahres 2015”, Callwey Verlag.