Das Korkenzieherhaus

von rundzwei Architekten

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Nachhaltig wohnen in moderner Architektur? Aber natürlich!

Bei diesem eher kleinen Auftrag für ein Einfamilienhaus in Berlin-Staaken war das Bauen mit natürlichen Baustoffen wichtig: Die Architekten von rundzwei kombinierten rauen Stampfbeton mit einer Korkfassade, durchbrochen von großen Fensterflächen, und viel Holz im Inneren und verfolgten das Cradle-to-Cradle-Prinzip, das heißt, eine konsequente Kreislaufwirtschaft.

Spiralförmig wie ein Korkenzieher

Nachhaltigkeit war jedoch nicht die einzige Herausforderung, der sich die Architekten stellen mussten. Auf dem Grundstück war baurechtlich nur ein Vollgeschoss erlaubt, der Bauherrin hätte das jedoch nicht gereicht. Ein Teil des Hauses wurde daher unter die Erde verlegt. Von diesem Untergeschoss aus staffeln sich Teilgeschossflächen um das zentrale Treppenhaus und entwickeln sich spiralförmig in die Höhe – wie ein Korkenzieher. Das Haus ist für drei Personen geplant. Im Gebäudesockel befindet sich zusätzlich zu den Ebenen für Wohnzimmer und Küche ein Schlafbereich it direktem Zugang zum Außenpool. Die umlaufende Treppe erschließt die kleineren Räume im oberen Geschoss. Sie sind teilweise untereinander verbunden und könnten zukünftig auch als separate Studio-Apartments genutzt werden.

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Wie ausgegraben

Das Material für Dach und Fassade sollte nachhaltig, diffusionsoffen und natürlich sein, gleichzeitig hoch wärmedämmend und in der Lage, Tropfgeräusche bei Regen zu mindern. Genau diese Anforderung brachte die Architekten dank einer portugiesischen Mitarbeiterin auf die Idee, Korkplatten zu verwenden: Das Naturprodukt hat sehr gut Dämmerte und ist beständig gegen Witterung und Schimmel. Die unterste Wohnebene wurde aus Stampfbeton gefertigt. „Wie ausgegraben” soll der Gebäudesockel wirken, erläutert Architekt Andreas Reeg. Der jahrhundertealte Baustoff wurde traditionell schichtweise eingebracht und in Handarbeit verdichtet. Die Fassaden-, Innenwand-, Decken- und Dachkonstruktionen des oberen Geschosses sind in Holzständer- und Rahmenbauweise ausgeführt, auch die Fenster sind aus Holz. Gipsfaserplatten aus recycelten Papierfasern und diffusionsoffene Anstriche sorgen für ein angenehmes, natürlich reguliertes Raumklima. Zur Holzbehandlung der Decken und Böden kamen natürliche Öle zum Einsatz. Durch die Integration eines Schichtenspeichersystems und Solarpaneelen ist die Wärmeversorgung des Hauses nahezu autark.

Kork als natürlich nachwachsender Rohstoff kann mehr als nur die Weinflasche verschließen.

Gebäudedaten

  • Standort: Berlin
  • Anzahl der Bewohner: 3
  • Wohnfläche: 248 m2
  • Grundstücksgröße: 575 m2
  • Zusätzliche Nutzfläche: 12 m2
  • Bauweise: Holztafelbau auf WU-Betonsockel
  • Energiestandard: KfW-Effizienzhaus 55
  • Fertigstellung: 06/2018

Text: Katharina Matzig
Fotos: Gui Rebelo, Berlin www.guirebelo.com

rundzwei Architekten
Goethestraße 2
10623 Berlin
www.rundzwei.de

Dieses Haus ist erschienen in: „Häuser des Jahres 2019“, Callwey Verlag