Reduce, reuse, recycle

von André Rösch Architekt

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Eine Scheune wird zum Wohnhaus

Der Architekt André Rösch erwarb das zerfallene Anwesen, ein Vierseithof mit Wohnhaus, Werkstatt und einer vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts in traditioneller Fachwerkbauweise errichteten, sandsteingegründeten Scheune von einer Erbengemeinschaft. Hier, mitten im Ort, sollte sein Wohnhaus mit separatem Bürobereich entstehen. Der Hof sollte von den Kindern als Garten genutzt werden. Und das schnell, kostengünstig und dabei energieeffizient.

Architektur ist durch Sinne definierter Raum.

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Im Wohnraum wurde die ehemalige Balkendecke und damit eine eindrucksvolle Raumhöhe beibehalten.

Umbau statt Abriss

Aus Kostengründen wurde nur das Erdgeschoss ausgebaut und die oberste Geschossdecke gedämmt, die Bodenplatte für das gesamte Gebäude ruht auf einer Glasschaumschotterschicht aus nicht mehr recycelfähigem Altglas, die sowohl als kapillarbrechende Schicht als auch als Dämmung gegen das Erdreich wirkt. Während das Büro direkt von der Hauptstraße aus erschlossen wird, liegt der Einfang zum Wohnbereich etwas zurückgesetzt in der Einfahrt. Auch die Bäder und der Hauswirtschaftsraum wurden auf die Seite mit der nahen Nachbarschaftsbebauung verlegt. Wohn-, Ess- und Kinderzimmer orientieren sich auf den Innenhof mit den Fachwerkfassaden der ehemaligen Werkstatt und des denkmalgeschützten Haupthauses. Eine Glastfaltwand öffnet den hohen Wohnbereich in den Garten.

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Die Wände der Bäder und des Duschraumes wurden mit einer wasserdichten, betonfarbenen Spachtelung versehen, die farblich zum warmen Ton der Seekieferplatten passt.

Die Küche im Mittelpunkt

Eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt für ein optimales Raumklima, der geölte Calciumsulfatestrich erlaubt eine schnellere und effizientere Aufheizung durch die Fußbodenheizung als Zementestrich mit Bodenbelag. Holz-Alu-Fenster wurden zum Teil in die bestehenden Laibungen eingebaut, zum Teil sind sie in die Gefache des Fachwerks eingepasst. Auch die Seekieferverkleidung von Decken und Wänden erinnert an den Charakter der Scheune. Als Kontrast zu den überwiegend warmen Tönen von Wand, Böden und Mobiliar wurden anthrazitfarbige Lichtschalter, Steckdosen, Beleuchtungsschienen und Spots angebracht. Eine freistehende, schwarzmatte Küche bietet Stauraum und ausreichend Arbeitsfläche: Sie ist Insel, statt Kücheninsel, erzählt der Architekt, und Mittelpunkt des Hauses.

Gebäudedaten

  • Standort: Redwitz an der Rodach
  • Anzahl der Bewohner: 3
  • Wohnfläche: 180 m2
  • Zusätzliche Nutzfläche: 50 m2
  • Grundstücksgröße: 720 m2
  • Bauweise: Holzständerbauweise
  • Energiestandard: KfW-Effizienzhaus 50
  • Fertigstellung: 05/2018

Text: Katharina Matzig
Fotos: Felix Meyer, Bayreuth www.felixmeyer-fotografie.de

André Rösch Architekt
Hauptstraße 29a
96257 Redwitz
roesch@andreroesch.com

Dieses Haus ist erschienen in: „Häuser des Jahres 2019“, Callwey Verlag