Haus auf schmalem Grund

von Finckh Architekten.

Eigentlich „unbebaubar“

Das Gebäude steht auf einem Südhang in einem gewachsenen Wohngebiet oberhalb von Esslingen am Neckar. Die schmale und sehr steile Parzelle wurde zuvor als Zufahrtsstraße genutzt, sie galt als „unbebaubar“. Unter Einhaltung der Grenzabstände war nur ein 4,70 Meter breites und 14 Meter langes Haus möglich, das sich nun als schlanker Baukörper zwischen die Nachbarhäuser in den Berg schiebt.

thomas-finckh-haus-esslingen-schnitt
Schnitt

thomas-finckh-haus-esslingen-grundrisss-untergeschoss
Grundriss Untergeschoss

Hier stimmt das Energiekonzept

Die Architektur ist außerdem maßgeblich vom Energiekonzept bestimmt. Eine Tragstruktur aus filigranen Sichtbetonscheiben gliedert die Räume. An den Traufseiten öffnen geschosshohe Glasfassaden  das Gebäude. Die Innenräume orientieren sich zum Grün des Gartens, zur Aussicht über das Neckartal und auf die Schwäbische Alb. Die Flanken, also die ungewöhnlich langen Giebelfassaden, sind mit  dünnen Hochleistungspaneelen als transparente Wärmedämmung verkleidet. Es handelt sich dabei um nur 6 Zentimeter dicke, aber aus zwölf Kammern aufgebaute Polycarbonatplatten, die in der Höhe ungeteilt über die Geschossdecken reichen. Dort, wo sie die Betonwandscheiben berühren, ist darunter eine zusätzliche Wärmedämmung aufgebracht. Die bis zu 7 Meter breiten Öffnungen werden frei überspannt, hier reicht die Steifigkeit der Randprofile aus, um einen stabilen Raumabschluss herzustellen.

thomas-finckh-haus-esslingen-grundrisss-erdgeschoss
Grundriss Erdgeschoss

Transzulente Fassade für mehr Privatsphäre

Diese transluzenten Fassaden sorgen für Privatheit gegenüber den Nachbarn, vor allem aber erwärmen und belichten sie im Winter den Raum, während im Sommer der steilere Sonneneinfall reflektiert wird. Die Betonflächen dienen als träge Puffer. Die Glasflächen an den Traufen werden an Sommertagen verschattet, nachts sorgt die natürliche Konvektion über einen zentralen Luftraum für Abkühlung. Der Passivhausstandard mit 15 kWh/m2a wird außerdem erreicht durch  eine Sole-Wasser-Wärmepumpe und Erdwärmesonden, die die Fußbodenheizung versorgen. Auf dem Dach liegen Photovoltaikpaneele, LED-Leuchten reduzieren den Stromverbrauch um 80 Prozent.

thomas-finckh-haus-esslingen-grundrisss-1-obergeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss

Ein aufregendes Wechselspiel

Das Wechselspiel zwischen Konstruktion und Hülle, offenen und geschlossenen, transparenten und transluzenten Flächen bestimmt die Atmosphäre. Im Erdgeschoss wird von der Talseite eine Einliegerwohnung erschlossen, die Familienwohnung darüber hat einen seitlichen Eingang an der Ostseite. Zuerst erreicht man dort zwei schmale  Kinder- und ein diskretes Gästezimmer, die nächste Ebene gehört dem Wohnraum, der bis unter das Dach reicht. Von der querliegenden Treppe abgetrennt sind Küche und Essplatz, die sich zur Berg-Terrasse nach Norden richten. Ganz oben liegt der Elternschlafraum, von hier behält man über eine Arbeitsgalerie Kontakt zum Wohnraum.

thomas-finckh-haus-esslingen-grundrisss-2-obergeschoss
Grundriss 2. Obergeschoss

Pläne und Grundrisse Low-Budget-Haus:

Architekt: Finckh Architekten

Der schmale, lange Gebäudekörper mit seinen glatten, spiegelnden Oberflächen weitet den Ort. Material, Licht und Transparenz schaffen Weite und öffnen Räume.

Gebäudedaten:

  • Standort: Esslingen, Stuttgart
  • Wohnfläche: 182 m²
  • Grundstücksgröße: 456 m²
  • Zusätzliche Nutzfläche: 25 m²
  • Bauweise: Stahlbeton mit Sichtbeton im Innenraum
  • Fertigstellung: 01/2012

Fotos:

Finckh Architekten BDA

Dieses Haus ist erschienen in: “Häuser des Jahres 2013” , Callwey Verlag.