Behutsame Modernisierung

von Katrin und Otto Brugger

Behutsam modernisiert: Dieses Bauernhaus wurde von den Besitzern einige Zeit als Ferienhaus an Touristen vermietet – bis die Familie entschloss, es mit ihren Kindern wieder selbst zu nutzen. Katrin und Otto Brugger setzten das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert mit sorgfältige Ergänzungen instand.

Ein schonender und sorgfältiger Umbau

Entsprechend der regionalen Tradition ist das Haus im Untergeschoss und teilweise im Erdgeschoss aus Bruchsteinmauerwerk errichtet. Darauf steht ein Strickbau aus massiven Holzbalken. Die erforderlichen Eingriffe sollten so schonend wie möglich sein, ohne auf zeitgemäßen Komfort und technische Standards zu verzichten.

Zu den Maßnahmen von Katrin und Otto Brugger gehörte zum Beispiel eine 12 Zentimeter dicke Innendämmung aus Holzfasern, die mit einer Weißtannenschalung verkleidet wurde, auch Böden und Decken sind entsprechend erneuert. Traditionelle, aber neue Kastenfenster ersetzen die alten.

Die Kellerwände wurden mit einer Betonvorsatzschale stabilisiert. Ein Grundofen, der mit Stückholz befeuert wird, versorgt das gesamte Haus samt Fußbodenheizung und Brauchwasser. In der milderen Jahreszeit übernimmt eine Elektropatrone (Nachtspeichertarif) die notwendige Erwärmung. Vermieden wurden nach Möglichkeit industrielle Produkte wie Bleche, Folien, Fliesen und Beschichtungen.

Dezente Auffrischungskur

Die Außenansicht hat sich nicht merklich verändert. Helle Hölzer an der Fassade, als Fensterrahmen und Läden, werden noch einige Zeit die Auffrischung zeigen. Der Grundriss entspricht dem ursprünglichen Haus, die Raumhöhe bleibt bei knapp 2 Metern. Da es an einem steilen Hang steht, ragt der Keller im vorderen Teil aus dem Gelände, er besitzt einen eigenen Zugang von außen.

Was ich an diesem alten Haus an Sinnvollem immer wieder neu entdecke, lässt manchen Neubau alt aussehen.

Ein Haus wird nie ganz fertig

In das Erdgeschoss geht es unter dem Schutz des seitlichen Balkons. Hier empfängt ein großer Vorraum, von dem eine in die Wohnküche einschneidende Treppe nach oben führt. Offene Türen zwischen allen Räumen unterstützen nicht nur die Wärmeverteilung des Grundofens, sondern erlauben auch den Kindern das Rundlaufen durch Diele, Küche, Esszimmer und Stube. Oben gibt es einen breiten Spielflur und drei Schlafzimmer mit einem schmalen Bad unter dem auskragenden Dach.

Als Holzhaus wird es nie ganz fertig werden, sondern die Bewohner weiter anregen, es handwerklich zu verstehen, zu erforschen, zu verändern – Spuren zu hinterlassen.

Das Haus im Montafon wurde von einer Jury als Meisterwerk zeitgenössischen Weiterbauens ausgezeichnet.

Gebäudedaten

  • Standort: Bartholomäberg (A)
  • Wohnfläche: 144 m2
  • Anzahl der Bewohner: 5
  • Bauweise: Holz (EG und OG), massiv (UG)
  • Baukosten: 200.000 Euro
  • Fertigstellung: 2010

Fotos: Christian Schaulin, Hamburg

Dieses Haus ist erschienen in: “Häuser des Jahres 2012”, Callwey Verlag.