Ornament und Konstruktion

von FF Architekten und Stephan Hahn Architekt & Zimmerer

Kunstvoller Bauprozess: Das Wohnhaus in Mecklenburg-Vorpommern entstand von innen nach außen – aber auch das fertige Gebäude besticht durch seinen zweigeschossigen Wohnraum.

Der Bau-Prozess des kleinen Wohnhauses könnte auch in die Kategorie Kunst eingeordnet werden: Alles begann mit dem Schalen und Gießen der Sichtbetoninnenwand des Hauses auf einer Stahlbetonplatte. Hier ragten zwei Treppenblöcke wie Himmelsleitern hervor – bis sechs Wochen später die Holzrahmenkonstruktion kranfrei um die hellgraue Skulptur herumgebaut wurde.

Es folgten: Außenhülle mit Dämmung, Lärchenschalung, Dachdeckung sowie die großformatigen Fenster. Anschließend wurde der Innenraum teils mit Eschensichtschalung verkleidet, teils erhielten Wände und Decken einen dreilagigen Kalkputz.

Mit dem Bau der quadratischen Terrasse und dem Einbau des Eingangstors wurden dann die Bauhütte, der Abbundplatz und das Holzlager aufgelöst. Stattdessen bezogen die Berliner Bauherren das Haus.

Ein besonderes Merkmal der Kunst des Zimmerhandwerks ist die freimütige Haltung, die Kenntnis des Holzes und der Respekt für seine Eigenschaften.

Zweigeschossige Wohnhalle

Das Wohnhaus von FF Architekten und Stephan Hahn Architekt & Zimmerer liegt inmitten des alten Baumbestands eines ehemaligen Dorfkruggehöfts. In seiner eleganten Rustikalität erinnert es an ein niederdeutsches Hallenhaus erinnert: Ein Typus, der seit dem 17. Jahrhundert das ländlich-bäuerliche Norddeutschland prägt.

Zentraler und größter Raum ist die zweigeschossige Wohnhalle. Sie wird im Norden mittig erschlossen, rechts und links des Eingangs finden Küche und WC sowie die Technik Platz.

Der Wohn- und Essraum nimmt die gesamte Breite des Hauses ein, flankiert an beiden Seiten von einläufigen Betontreppen, die in das schmale Obergeschoss mit Schlafraum, Bad und Arbeitsraum führen.

Strenge handwerkliche Regeln

Die Bauteile werden umschlossen von einem Tragwerk aus Kiefer mit einem Schwellenkranz aus Eiche, das nach strengen handwerklichen Regeln ausgeführt wurde und in sorgfältigem zimmermannsmäßigem Abbund mit eisenfreien Holzverbindungen gefügt wurde. Die zeitgemäße Wohn-Scheune ist somit ein beinahe sakraler Raum, errichtet zum Lob der Bau-Kunst.

Gebäudedaten

  • Standort: Mecklenburg-Vorpommern
  • Anzahl der Bewohner: 2
  • Wohnfläche: 125 m²
  • Grundstücksgröße: 7.000 m²
  • Bauweise: Holzrahmenbauweise in zimmermannsmäßigem Abbund
  • Fertigstellung: 2016
  • Energiestandard: EnEV 2013 – Stufe 2014
  • Baukosten: 265.000 EUR

Fotos: Vorsatz Ralph Feiner Fotografie, Malans (Innenaufnahmen) www.feinerfotografie.ch Atelier-F AG, Kurt Hauenstein, Fläsch (Außenaufnahmen) www.atelier-f.ch

Dieses Haus ist erschienen in: „Häuser des Jahres 2017“, Callwey Verlag