Haus der Gegensätze

von Steimle Architekten

Gegensätze ziehen sich an: Die Bauherrin wünschte sich einen transparenten, kommunikativen Wohnraum – während der Bauherr einen uneinsehbaren Ort der Ruhe suchte. Steimle Architekten schafften den architektonischen Spagat aus einladend und abgeschottet.

Christine und Thomas Steimle, die ein Büro in Stuttgart führen, verbanden bei dem Tübinger Wohnhaus noch weitere Gegensätze: offen und geschlossen, ruhig und kommunikativ, leicht und massiv.

Selbstbewusst schließt der skulpturale Baustein eine Lücke in der bestehenden Hangbebauung oberhalb von Tübingen. Im Grundriss legt sich der Bau in Form eines polygonalen C legt er in die Topografie. Präzise Einschnitte für Türen und Fenster wurden dem kantigen Betonbau zugefügt, sie sind mit eloxierten Aluminiumtafeln ausgekleidet und sorgen mit ihrer horizontalen Anordnung für einen in sich ruhenden Baukörper.

Leben auf drei Etagen

Im Haus leben das Ehepaar, drei Kinder sowie Hund und Katze. Die Familie hat Platz auf drei Etagen, die über eine Holztreppe im mittigen Bauteil miteinander verbunden sind.

Der Wohnbereich mit Bibliothek befindet sich auf der Gartenebene, etwas erhöht öffnen sich Kochen und Essen bis ins Obergeschoss. Oben liegen Schlafzimmer und zwei Bäder. Die Garage, Nebenräume sowie ein Studio platzierten Steimle Architekten im Untergeschoss in den Hang gebaut. Ein kleiner Hof am Ende des kürzeren Gebäudeschenkels sorgt für Luft und Licht.

Atrium als Mittelpunkt des Hauses

Optischer und kommunikativer Mittelpunkt des Hauses ist das offene Atrium auf Gartenniveau, das von allen Seiten betreten werden kann. Die großflächigen „Sky Frames“ ermöglichen zudem Blicke quer durch das Erdgeschoss.

Die Glasfassade auf der Südseite ermöglicht passive Solargewinne in den kalten Jahreszeiten, gegen Überhitzung im Sommer schützt außenliegender textiler Sonnenschutz. Die weitgehend fensterlose Nordfassade ist hoch-wärmegedämmt.

Ein lichtdurchfluteter, kommunikativer und transparenter Wohnraum solle es werden, sagte sie. Ein privater, ungestörter und uneinsichtiger Ort der Ruhe solle es werden, sagte er.

Fließende Räume

In den lichten Innenräumen wurden die erforderlichen Stauräume als Einbaumöbel platzsparend in die Wandflächen integriert. Im Wohnzimmer wurde helles Parkett verlegt, das optisch auf der Terrasse und bis zum Pooldeck weiter läuft – so entsteht ein fließender Übergang zwischen Innen- und Außenraum.

Gebäudedaten

  • Standort: Tübingen
  • Grundstücksgröße: 1.102 m²
  • Wohnfläche: 365 m²
  • Zusätzliche Nutzfläche: 169 m²
  • Anzahl der Bewohner: 5
  • Bauweise: Beton, massiv
  • Baukosten: 1.274.000 Euro
  • Fertigstellung: 2014

Fotos: Brigida González, Stuttgart www.brigidagonzales.de

Dieses Haus ist erschienen in: „Häuser des Jahres 2017“, Callwey Verlag