Wohne lieber ungewöhnlich

Katrin Hootz Architektengesellschaft mbH

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Mut zum Bau

Der Mut der Architektin Katrin Hootz wurde erst einmal auf die Probe gestellt: Das Grundstück nämlich liegt nicht in einem sogenannten B Plan-Bereich. Das heißt, die Bebauung war nicht geregelt, die Genehmigung lag also im Ermessen der Behörde. Prompt wurde sie drei Monate lang verweigert, da der Entwurf von Katrin Hootz keinem gewohnten, traditionellen Haustypus entspricht.

Der Reiz und die Motivation neuer Bauaufgaben liegt in der Verwirklichung individueller Vorgaben und Ideen trotz vorhandener Beschränkungen.

Ein Haus für jede Stimmung

Doch Qualität siegt, letztendlich konnte der Baubeginn erfolgen, und nun steht das Haus ganz selbstverständlich da, unter einer auffälligen Dachform mit zwei Giebeln über Eck und einem markanten Erkeranbau zur Straßenkreuzung. Tatsächlich eine ungewöhnliche Lösung, die sich jedoch aus der Lage des Gebäudes auf einem Eckgrundstück sinnfällig ergibt. Ungewohnt in München ist zudem die Materialität der Fassade: Der Baukörper ist mit feinen, flachgestrickten Ziegeln verkleidet, dem Anspruch der Architektin entsprechend sind alle Öffnungen präzise auf das Mauerwerk abgestimmt. Die Fenster sitzen, je nach Innenraumbezug, tief in der Labung oder bündig mit kräftigem Rahmen in der Fassade, um die breite Fensterbank auch als Sitzfläche nutzen zu können. Sie wurden, ebenso wie Hauseingang und Garagentor, aus Eiche gefertigt, das Vordach und die Gartentore sind aus Metall.

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Hoch und niedrig, hölzern und aus Stein

Im Inneren formulierte die Architektin differenzierte Höhen aus, um auf die unterschiedlichen Nutzungsbereiche und Raumgrößen zu reagieren. Eine Sichtbetonwand unterteilt das Haus daher in eine zwei- und eine dreigeschossige Hälfte. Auch hier ist der Materialkanon bewusst beschränkt: Eiche wurde auf dem Boden verlegt, in zwei unterschiedlichen Mustern, ebenso wie auf den Treppenstufen. Auch die Einbaumöbel sind aus Eiche gefertigt. Juramarmor liegt auf dem Boden im Eingangsbereich, der helle, fossilreiche Kalkstein wurde zudem im Treppenhaus, in der Küche und den Bädern sowohl auf den Böden wie auch für Arbeits- und Waschtischflächen verwendet. Im Zusammenspiel mit dem schwarzen Stahl der filigranen, offenen Treppenkonstruktion und dem Leinen für Tapeten und Vorhänge wirkt das Haus wertig. Und vor allem: wohnlich.

Gebäudedaten

  • Standort: München
  • Anzahl der Bewohner: 4
  • Wohnfläche: 296 m2
  • Grundstücksgröße: 733 m2
  • Bauweise: Stahlbeton mit Ziegelvorsatzschale
  • Fertigstellung: 03/2016

Text: Katharina Matzig
Fotos: Julia Schambeck, München www.juliaschambeck.de

Katrin Hootz
Architektengesellschaft mbH
Erzießerstraße 24
80335 München
www.katrinhootz.com

Dieses Haus ist erschienen in: „Häuser des Jahres 2019“, Callwey Verlag