von Atelier Lüps.

Wohnen mit historischer Bedeutung
Das Baugrundstück liegt in einem Abschnitt des Seeufers von historischer Bedeutung. Hier legten die Boote der Wallfahrer an, die über den Ammersee zum Kloster Andechs unterwegs waren. An diese Landestelle erinnert in unmittelbarer Nähe des Grundstücks die sogenannte Weiße Säule. Auch der Name des Ortsteils Wartaweil geht auf die Begebenheit zurück: „Wart a Weil“ beschieden die Fährmänner den Pilgern, wenn sie sich bis zur nächsten Passage in Geduld fügen mussten.

Mehr als Funktionalität im Haus am See
Dieser besondere Hintergrund sollte das Erscheinungsbild des Hauses, das einen Vorgängerbau ersetzt, über die rein funktionalen Anforderungen hinaus bestimmen. Direkt am Seeufer gelegen, bildet es eine Landmarke. Trotz der privaten Nutzung ist es aber auch ein Artefakt in der Parklandschaft, das sich nach außen mitteilt. Seine Kubatur reagiert auf die Topografie des Hanggrundstücks, das in einer keilartigen Gegenbewegung aufragende, abgesetzte Pultdach weist wie ein Trichter zur Hauptattraktion, dem See. Die drei eingeschnittenen Loggien mit ihren gläsernen Brüstungen betonen dieses Motiv.

Dach oder Segel?
In bewusstem Kontrast dazu verbindet sich der erdfarbene Sockel durch seine Steinverblendung mit der Umgebung. Er lagert, zeigt solide Schwere. Darüber öffnet sich umso großzügiger das Wohngeschoss als spiegelnde Zäsur unter dem hohen weißen Dach, es bietet einen ungestörten Ausblick auf das Panorama mit der barocken Dießener Klosterkirche am anderen Ufer. Von der Landseite, der Zufahrt am höchsten Punkt des Grundstücks, ist nur das helle Dachgeschoss zu erkennen, es könnte ein Segel auf dem See sein.

Ländliche Atmosphäre am See
Die tragende Konstruktion besteht aus Stahlbeton, die außen gedämmten Fassaden sind mit Muschelkalkriemchen verkleidet oder weiß geputzt, darüber liegt das Holzbalkendach mit weiß beschichteter Alu-Doppelstegdeckung. Die Fenster sind dreifach verglast. Innen dominieren natürliche Ausbaumaterialien, Solnhofer Jura, Räuchereiche, gespachtelte Wände. Eine Wärmepumpe mit 80 Zentimeter tief in den Boden reichenden Sonden heizt das Haus, sie wird ergänzt durch einen zentralen Grundofen, der, mit eigenem Holz befeuert, zur ländlichen Atmosphäre beiträgt.

Pläne und Grundrisse Haus am See:
Architekt: Atelier Lüps
Nicht die nutzbringenden Eigenschaften bestimmen allein das Erscheinungsbild des Hauses.
Gebäudedaten:
- Standort: Ammersee
- Grundstücksgröße: 3.758 m2
- Wohnfläche: 323,22 m2
- Zusätzliche Nutzfläche: 106,52 m2
- Anzahl der Bewohner: 5–6
- Bauweise: massiv (Stahlbeton), Vormauerung aus Muschelkalk, Dach in Holzkonstruktion
- Heizwärmebedarf: 14 kWh/m2a
- Primärenergiebedarf: 21,5 kWh/m2a
- Fertigstellung: 2009
Fotos:
Thomas Huber / Atelier Lüps
Dieses Haus ist erschienen in: “Häuser des Jahres 2011”, Callwey Verlag.