Haus am Moor

von Bernardo Bader

Das Haus am Moor steht am Ortsrand der räumlich versprengten Gemeinde Krumbach – und setzt als konsequenter Holzbau die Tradition des Bregenzerwaldes fort.

Seine lang gestreckte Form könnte ein landwirtschaftliches Nutzgebäude umschreiben – dennoch handelt es sich um keine belanglose Architektur. Die an die bäuerliche Bauweise angelehnte Struktur ergibt eine funktionale Umgebung für eine Familie: Eine Art „Tenne“ trennt die Wohnräume von einem mit einer Galerie ausgestatteten Arbeitsstudio, das einmal als Einliegerappartement dienen könnte.

Dieser Loggien-artige Zwischenraum schützt den Zugang, bietet eine Spielfläche für die Kinder und führt zur Gartenseite auf eine Terrasse. Es ist ein vielfältig nutzbarer Übergang zwischen innen und außen, der sich mit Schiebetoren definieren lässt: Nach einem schleusenartigen, von schwarz eingefärbtem Beton bestimmten Flurbereich erreicht man den Hauptraum. Hier steht neben der offenen, aus Ulmenholz getischlerten Küche ein passabler Esstisch, der entlang der breit verglasten Gartenfront von einer schier endlosen Bank begleitet wird.

Ein Filzvorhang trennt den anschließenden, bis zum First hinaufreichenden Wohnraum ab. Dessen Mittelpunkt bilder ein aus Schwarzstahl geschweißter Ofen. Alle Flächen sind mit Tannenholz ausgeschlagen.

Private Räume des Haus am Moor

Im Gegensatz zu diesem Luxus der weiten Flächen für das „öffentliche Leben“ der Familie sind die Schlafräume im Obergeschoss als bergende, helle Nester einbeschrieben. Von hier kann man über die offene Tenne das Studio erreichen.

Das Holz wurde im eigenen Wald ausgesucht und beim richtigen Mondstand geschlagen. Alle 70 Stämme sind samt den Reststücken verbaut. Aus dem beim Aushub anfallenden Lehm wurden Ziegel gepresst, sie nehmen die Leitungen der Fußbodenheizung auf.

Neben dem Stückholzofen sorgt eine Wärmepumpe mit Tiefensonde für angenehme Temperatur, eine kontrollierte Wohnungslüftung regelt den Energieverbrauch. Die Wände sind wärmegedämmt, die Fenster dreifach verglast. So treffen regionales Handwerk, Ingenieurwissen und eine zeitgenössiche Gestaltung zusammen. Die sägeraue Brettfassade wird vergrauen und dadurch immer mehr mit dem Ort verwachsen.

Eigenes Material zu verwenden, verankert das Haus mit dem Ort. Die Familie hat teilweise selbst mitgearbeitet, dies festigt die Verbindung zwischen Haus und Mensch.

Gebäudedaten

  • Standort: Krumbach (A)
  • Anzahl der Bewohner: 4
  • Wohnfläche: 200 m²
  • Grundstücksgröße: 927 m²
  • Zusätzliche Nutzfläche: 70 m² (Studio)
  • Bauweise: Holzkonstruktion mit massivem Kern
  • Fertigstellung: 06/2012

Fotos: Adolf Bereuter, Dornbirn

Dieses Haus ist erschienen in: “Häuser des Jahres 2014” , Callwey Verlag.