Dialog im Dorf

von Atelier-F

Getrennt und doch vereint: Atelier-F realisierten ein Wohn- und Atelierhaus als zwei Gebäudeteile, die durch ihre Dämmbeton-Fassaden geprägt sind – unterirdisch sind die beiden Häuser miteinander verbunden.

Das Wohn- und Atelierhaus liegt im Schweitzer Ort Seewis, auf der besonnten Südterrasse unterhalb des Bergs Vilan. Die im Baureglement der Gemeinde festgelegten Gebäudeabmessungen waren strikt, die Architekten ordneten daher zwei Häuser auf dem gut 2.000 Quadratmeter großen Hanggrundstück an.

Zwei Doppelquadranten

Beide Grundrisse ergeben sich aus Doppelquadraten von 7,50 auf 15 Meter. Ein 7,50 mal 7,50 Meter großer Hof trennt die zwei im rechten Winkel auf einem geländeausgleichenden Sockel situierten Satteldachbauten, die unterirdisch miteinander verbunden sind.

Im Erdgeschoss gruppieren sich Wohnen, Kochen und Essen um den mittigen Eingangsbereich. Als Rückgrat legt sich die einläufige Treppe an die der Straße zugewandten Längsseite. Sie liegt auf einer Achse mit der Treppe des Ateliergebäudes, quergestellt grenzt sie den Arbeitsraum von der in den Hang geschobenen Werkstatt und dem Lager ab.

Haus aus Dämmbeton

Gebaut wurden beide Häuser aus Dämmbeton. Die Architekten von Atelier-F schätzen das Recyclingprodukt, das zum Teil aus Glasschaumschotter besteht, weil es sich monolithisch verarbeiten lässt, leicht und trocken ist und dessen Oberfläche sich angenehm warm anfühlt.

Die Außenfassaden zeichnen das Muster der glatten und regelmäßig angesetzten Schaltafeln nach, während die Oberflächen der Innenwände beim Schalen dem Zufall überlassen wurden. Küche und Bäder wurden aus dunkelgrau eingefärbtem Beton gefertigt, hierzu passt Eichenholz für die Fenster, Türen und die Möblierung.

Die strenge, orthogonale Setzung der beiden zusammengehörenden Gebäudevolumina und die präzise gesetzten Fenster sind eine Hommage an die Strukturen des Dorfs.

Atelier-F

Vor über zehn Jahren schied der Schweizer Architekt Kurt Hauenstein aus einer Zürcher Büropartnerschaft aus, um in Fläsch im Kanton Graubünden ein neues Büro zu gründen. Seine Entscheidung hat er nie bereut. Und auch der Weinbauort mit knapp 600 Einwohnern ist glücklich über den Neubürger: Die zahlreichen, radikal-sensiblen baulichen Eingriffe in den Ort durch das Büro atelier-f, das Kurt Hauenstein gemeinsam mit Daniel Jäger führt, veranlassten viele Weinbauern zu bleiben und zu investieren.

2010 überzeugte Fläsch den Schweizer Heimatschutz mit seinen „besonderen Leistungen bezüglich Ortsbild- und Siedlungsentwicklung“ und wurde mit dem Wakkerpreis ausgezeichnet: Fläsch ist damit der zweite Ort, dem die Architekten unserer Häuser des Jahres zu dieser Auszeichnung verhelfen.

Gebäudedaten

  • Standort: Seewis (CH)
  • Anzahl der Bewohner: 2
  • Wohnfläche: 286 m²
  • Grundstücksgröße: 2.041 m²
  • Zusätzliche Nutzfläche: 144 m²
  • Bauweise: massiver Betonbau
  • Fertigstellung: 2016
  • Energiestandard: Minergie
  • Baukosten: 2.400.000 CHF

Fotos: Vorsatz Ralph Feiner Fotografie, Malans (Innenaufnahmen) www.feinerfotografie.ch Atelier-F AG, Kurt Hauenstein, Fläsch (Außenaufnahmen) www.atelier-f.ch

Dieses Haus ist erschienen in: „Häuser des Jahres 2017“, Callwey Verlag