Klare Formen in exponierter Hanglage
Vom UNESCO-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal liest man immer wieder, wenn es um Eingriffe geht, die den überlieferten Zustand aus Loreleys Mythologie beeinträchtigen könnten (zum Beispiel die Seilbahn zur Feste Ehrenbreitstein). Dieses Massivhaus steht im doppelten Sinn über allem: in exponierter Hanglage, hoch in der wunderbaren Landschaft, wo es sich mit klaren Formen und kräftigen Gesten behauptet, ohne wichtigtuerisch aufzufallen. Dies gelingt dem niedrigen Gebäude durch die Materialien Naturstein, Beton und Glas. Damit lässt sich bergende Schwere mit der leichten Eleganz moderner Architektur verbinden.
Eine Terrasse zum Rhein
Die blockhaften Volumen seiner Rückseite und die Terrasse zum Rhein scheinen sich in den Hang zu schieben (oder aus ihm herauszuwachsen). Dazwischen ergänzt unter einem hellen, flachen Betondeckel ein nach drei Seiten verglastes Volumen die Kubatur. Man erreicht das Haus mit Rheinblick über 50 Treppenstufen vom 8 Meter tiefer liegenden Straßenniveau. Hier markieren Garage und Heizhaus den Zugang. Auch dieses Gebäudedach und die Terrasse zeichnen sich mit horizontalen Konturen ab. Im hangseitigen, massiven Rückgrat sind neben der zum Wohnen/Essen offenen Küche Bäder und Technik untergebracht, nach außen verlängert die mit gemischten Natursteinen vorgemauerte Wand das Bauwerk um einen Abstellraum. Sie gibt der Terrasse einen schützenden Hintergrund, die schneidige Betonkante des Dachs umschreibt den Freisitz als schwebendes Passepartout.
Lichtkuppeln und Holzpelletofen für Licht und Wärme
Nach innen setzt sich das Mauerwerk in dem die Länge des Hauses durchmessenden Flur fort, am Wohnraum ist ein offener Kamin eingebaut. Lichtkuppeln lenken Tageslicht in diese innere Achse. Zur aussichtsreichen Talseite verbinden Schiebetüren mit „champagnerfarben“ eloxierten Aluminiumprofilen zur Terrasse. Der Holzpelletbrenner, der neben der Garage verborgen ist, versorgt die Fußbodenheizung unter dem Zementestrich. Die Wildwiese bleibt erhalten, sie bildet als natürlicher Hang mit einigen frei verteilten Obstbäumen den Kontrast zu den scharfkantigen Gebäudekuben. Dann übernimmt die Gartengestaltung die Ordnung der Architektur.
Pläne und Grundrisse:
Architekt: Pape + Pape Architekten
Der Entwurf reduziert sich auf wenige (..) Materialien und verbindet die Massivität und Geborgenheit eines Natursteinhauses mit der Leichtigkeit und Eleganz moderner Glasarchitektur.
Gebäudedaten:
- Standort: Bacharach
- Anzahl der Bewohner: 2
- Wohnfläche: 143 m²
- Grundstücksgröße: 2.050 m²
- Zusätzliche Nutzfläche: 30 m2
- Bauweise: massiv, Stahlbeton, Naturstein, Glas
- Baukosten: 581.000 EUR
- Heizwärmebedarf: 57,53 kWh/m2a
- Primärenergiebedarf: 33,70 kWh/m2a
- Energiestandard: KfW 70
- Fertigstellung: 05/2014
Fotos:
Oliver Rieger Photography, Stuttgart
Dieses Haus ist erschienen in: “Häuser des Jahres 2015”, Callwey Verlag.