Expressiv aus Tradition

von Coido Architects (Cordsen Ipach + Döll)

Das Wohnhaus in Ohlsdorf knüpft durch seine Form und Material zwar an die rot verklinkerten Nachbarhäuser an – dennoch steht der Bau in der Tradition der expressiven Moderne von Fritz Höger.

Das Eckgrundstück in dem ruhigen, von sogenannten Kaffeemühlenhäusern geprägten Wohngebiet war den Bauherren bestens bekannt: Sie bewohnten einen Altbau auf dem Grund, der nach der Fertigstellung des neuen Hauses abgerissen wurde. Für ihr neues Wohnhaus beauftragten sie Ove Cordsen, Jan Henning Ipach und Henk Döll, die ihr Architekturbüro Coido Architects in Hamburg führen.

Städtebauliche Korrektur

Anders als der Bestand rutscht der Neubau an die Baugrenzen der Kreuzung. Er nimmt die Fluchten der Nachbarbebauung auf und korrigiert somit den städtebaulichen Fehlstand des Altbaus. Das Haus folgt in seiner Kubatur zudem den nicht orthogonalen Straßenfluchten und übersetzt deren Dynamik ins Räumliche: eine Hommage an die expressive Backsteinmoderne des Hamburger Baumeisters Fritz Höger.

Klare Raumeinteilung

Zwei Erwachsene und zwei Kinder bewohnen die kompakte Hausskulptur. Die Funktionen im Haus sind klar verteilt: Während im Osten der Eingang liegt und die Treppen und Nebenräume hinter eher geschlossenen Fassaden Platz finden, öffnen sich im Westen die Aufenthaltsräume zum Garten.

Drei Stufen trennen den großzügigen Koch- und Essbereich vom Wohnraum und sorgen auch innenräumlich für Bewegung. Ein heller, mit Polyurethan beschichteter Boden durchfließt die gemeinschaftlichen Räume. Die Möblierung aus Eiche schafft Gemütlichkeit.

Auch im Obergeschoss orientieren sich die Schlafzimmer nach Westen. Licht und Luft kann man im zweiten Obergeschoss genießen: Das Staffelgeschoss springt zurück, die großzügige Dachterrasse verlagert die Wellness ins Freie. Aber auch im Keller sorgt ein Patio für Licht im Arbeitszimmer; hier wurde auch ein Gästezimmer vorgesehen.

Ein archaischer Keil als Wolf im Backsteinpelz besetzt die Straßenkreuzung kräftig, interpretiert die ansässigen Kaffeemühlen frei und eröffnet räumliche Erlebnisse.

Friedhof Ohlsdorf

Der im Norden Hamburgs gelegene Stadtteil Ohlsdorf ist berühmt: Hier liegt der größte Parkfriedhof der Welt. Das Gelände ist fast 400 Hektar groß. Der von Wilhelm Cordes geplante Friedhof bekam 1900 den Grand Prix der Pariser Weltausstellung. Zudem wurde der Architekt 1898 zum Friedhofsdirektor ernannt.

Gebäudedaten

  • Standort: Hamburg
  • Anzahl der Bewohner: 4
  • Wohnfläche: 260 m²
  • Grundstücksgröße: 706 m²
  • zusätzliche Nutzfläche: 24 m²
  • Bauweise: massiv
  • Energiestandard: KfW 70
  • Baukosten: 750.000 EUR
  • Fertigstellung: 2014

Fotos: Archimage Architectural Photography, Hamburg www.archimages.de

Dieses Haus ist erschienen in: „Häuser des Jahres 2017“, Callwey Verlag