von Bergmeisterwolf Architekten.
Ein Wohnhaus in den Weinberg-Terrassen
Man könnte den Entwurf dieses Energiesparhauses auch als Landschaftsplanung betrachten. Die Architekten nutzten die vorhandenen Terrassierungen eines Weinbergs, um für den Jungbauern des Pacherhofs eine neue Hofstelle bzw. ein Wohnhaus zu errichten. Natursteinmauern prägen diese Kulturlandschaft des Eisacktals, sie sichern oberhalb des Klosters Neustift die Hänge, die von den Rebenzeilen schraffiert werden.
Haus und Landschaft gehen eine Smybiose ein
Der Neubau sollte sich aus der gestaffelten Topografie entwickeln und nicht wie ein moderner Ansitz fremd aus dem Gelände ragen. Deshalb wurden die charakteristischen grob gefügten Mauern adaptiert und in Architektur übersetzt, das Haus wurde damit zu einem Teil der Landschaft. Die Kubatur des zweigeschossigen Gebäudes führt die Geländesprünge weiter. Das Untergeschoss nimmt eine bestehende Mauer auf, verlängert sie und birgt in der Tiefe des Bergs Weinkeller und Technikräume. Neben der Einfahrt unterbrechen zwei weitere Öffnungen die massive Außenwand für die Belichtung eines Probierraums und eine loggienartige Terrasse, die zu einer Gästewohnung gehört.
Tradition und Moderne unter einem Dach
Das zurückgesetzte Obergeschoss zeigt sich zur Talseite mit einer zweiten Mauer, deren Kopf mit der Hangkante abschließt. So entsteht zwischen den beiden parallelen Scheiben ein Spiel aus Abstand und Material. Während die untere Steinmauer noch nahe an der Weinkultur bleibt, zeigt die obere zweischalige Betonmauer sich als Bauteil der Wohnkultur. Sie ist rebschwarz pigmentiert und liegt wie ein Schatten in der gestuften Halde. Acht Monate modellieren die grünen Weinblätter die Landschaft, die Terrassierung bleibt im Hintergrund, der dunkle „Schatten“ des Gebäudes lugt kaum hervor. Die beiden Mauerscheiben verbinden Wohnen und Arbeiten als zwei parallele Linien der bäuerlichen Existenz.
Highlight: eine Weinlaube im Wohnzimmer
Das Haus ist großzügig ausgelegt, wie eine kulturelle Spolie steht ein hölzernes Salettl als Weinlaube in der modernen Wohnebene. Neben raumhohen Öffnungen bringt wieder ein breiter Loggieneinschnitt Licht und lockt, die Aussicht zu genießen. Ein langer, über das Dach von einem Glasstreifen erhellter Gang erschließt im tiefen Berg die Räume. Die auf dem Dach des Untergeschosses vorgelagerte Terrasse erhielt ein Brettergeländer, das wie die Umzäunung einer Pferdekoppel wieder zum Bild der Landwirtschaft gehört.
Pläne und Grundrisse:
Architekt: Bergmeisterwolf Architekten
(..) ein Spiel mit Abständen und Materialien: einerseits die typische Steinmauer in der Reblandschaft, andererseits die Betonmauer mit ihren rebschwarzen Pigmenten.
Gebäudedaten:
- Standort: Neustift (I)
- Wohnfläche: 260 m²
- Grundstücksgröße: 7.382 m²
- Zusätzliche Nutzfläche: 390 m²
- Bauweise: Dualität zwischen einer Kontinuität der Natursteinmauer und einer Schattenmauer (Beton) für den mehr domestischen Bereich
- Fertigstellung: Winter 2013
Fotos:
Dieses Haus ist erschienen in: „Häuser des Jahres 2014“, Callwey Verlag.