Bautagebuch: Geht nicht gibt´s nicht (15)

Unsere Callwey Autorin Tina Freitag hat sich an das Projekt „Hausbau“ gewagt. An dieser Stelle berichtet sie alle zwei Wochen von den Höhen und Tiefen ihres Vorhabens – mit persönlichen Eindrücken aus ihrem Bautagebuch.

Geht nicht gibt´s nicht

Aus dem Endspurt fürs Verputzen wurde dann leider doch eher ein Marathon. Zudem hat uns der Verputzer „aufgrund eines dringenden Notfalls“ um ein paar Tage versetzt. Während dieser Zeit wurde hieß diskutiert und debattiert. Verschiedene Vorschläge für einen möglichst reibungslosen Ablauf, bei dem die Fenster keinen Schaden tragen sollten, wurden schier mit der Aussage „Geht nicht“ abgebügelt. Gern gefolgt von „Das machen wir schon seit 40 Jahren so“. Oder: „Dann erlischt die Gewährleitung.“ Eine „Geht nicht-Strichliste“ würde binnen weniger Minuten unsere „Ich bau´ nie wieder-Strichliste“ übertrumpfen. Nach einer anderthalbstündigen Telefonkonferenz zwischen Rohbauer, Verputzer und uns konnte man sich schließlich, zunächst probehalber, auf eine etagenweise Vorgehensweise verständigen, sodass wir die Kondenswasserbildung beobachten, einschreiten und Rückschlüsse für die weiteren Etagen ziehen können. Puh.

Hilfe, wir brauchen einen Haus-Sitter – oder: Die Sache mit dem Putzfisch

Einschreiten heißt zunächst einmal: Beobachten, Putzen (also das ggf. anfallende Kondenswasser auf den Innenrahmen der Holzfenster entfernen), Lüften, Beobachten, Putzen – und nochmals Putzen. In Unternehmen, die größere Anlagen bauen, werden dafür extra Leute engagiert – die so genannten „Putzfische“. Sobald man einmal komplett durchgeputzt hat, fängt man einfach wieder von vorn an. Und so weiter. Die Putzfische sind hier natürlich wir! Auch am Wochenende, ist klar. Anstehende Wochenend-Besuche wurden erst einmal komplett gecancelt. Schließlich können wir das Haus ja nicht allein lassen …

Hygrometer
Zur besseren Kontrolle haben wir einen Hygrometer aufgestellt
Hygrometer verschwunden
Okay, eigentlich waren es mal zwei ...

Letzte Chance vor dem Verputzen

Damit wir später noch wissen, wo welche Leitungen verlaufen und wo wir gesetzte Leerdosen finden, falls wir nachträglich noch Steckdosen brauchen, haben wir Raum für Raum abfotografiert. Bei über 200 (!) Dosen kommen da schon so einige Leitungen zusammen. Und auch das Innenleben unserer „Geheimkammer“ unterm Dach wurde noch einmal dokumentiert, ehe sie für lange Zeit – oder für immer? – zugemauert wurde.

Leerdosen Wohnzimmer
Bei über 200 Dosen kommt schon Einiges an Leitungen zusammen ...
Leerdosen vermaßt
Alles dokumentiert, damit man die Steckdosen später wiederfindet

Hurra, die Dachfenster sind da!

Weil es so rasend schnell ging, beinahe vergessen: Die Dachfenster sind nun auch drin und die letzten Arbeiten am Dach konnten binnen weniger Tage abgeschlossen werden. Wo andere Gewerke wochenlang vor sich hin wurschteln, wurde hier ein ähnlicher Auftritt hingelegt wie beim Einbau der anderen Fenster: flottes Team, saubere Arbeit – und das Ganze bei bis zu minus 16 Grad, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Respekt!

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Jetzt auch zum Rausgucken - die Dachfenster wurden eingebaut

„Was uns vorher niemand gesagt hat …“

Wir waren ziemlich desillusioniert vom Umgang am Bau mit fremdem Eigentum. Ja, es geht schon wieder um die Fenster (und nicht um den verschwundenen Hygrometer) … Beim abendlichen Baustellen-Check fielen wir aus allen Wolken, als plötzlich die Terrassen-Schiebetür aus den Angeln bzw. aus der Schiene hing. Wie bitte schafft man so etwas überhaupt?! So eine Schiebetür ist echt schwer! Und eigentlich muss da auch niemand durchgehen, denn dafür gibt es ja eine Bautür.
Informiert wurden wir über den desolaten Zustand der Terrassentür nicht – wurde einfach so gelassen. Unter spontanem Einsatz unseres Fensterbauers, dem dieser Zustand auch keine Ruhe ließ, konnte die Tür zum Glück wieder ins Lot gebracht werden.